Europacup Vorschau
Nach einem dichten Sommerprogramm, mit dem absoluten Höhepunkt die Olympiade in Tromsö, war es höchste Zeit um Körper und Geist eine Pause zu gönnen.
Anfang September ging das Training jedoch wieder los. Um wieder in Wettkampfstimmung zu kommen bieten sich besonders Blitz und Schnellschachturniere an. So belegte ich am Samstag den 6.9 in Feldbach beim Süd-Ost Blitzturnier mit 8,5/11 den 3.Rang und am Sonntag den 7.9 bei der steirischen Schnellschachlandesmeisterschaft mit 6,5/7 den 1.Platz.
In wenigen Tagen geht es schon zum Europacup nach Bilbao. Mein Verein die SG Solingen tritt mit der Aufstellung GM Markus Ragger, GM Erwin L Ami, GM Chanda Sandipan, GM Alexander Naumann, IM Mads Andersen, IM Jörg Wegerle und IM Markus Schäfer an. Als Mannschaftsführer wird wie auch in der Bundesliga üblich Herbert Scheidt fungieren. Der Elofavorit ist Soccer Aserbaidschan, doch zum Favoritenkreis gehören der Vorjahressieger Novy Bor aus Tschechien, Newcomer Obiettivo Risarcimento aus Italien sowie die vier Mannschaften aus Russland allen voran Malachite. Die SG Solingen wird ungefähr auf Platz 10 gesetzt sein. Ein spannendes Turnier erwartet uns. Die ersten Runde beginnt am Sonntag um 15:00, auf der Turnierseite werden die Partien live übertragen.
Schacholympiade Tromsö Runden 9-11
Mit welchem Zug konnte ich die Unachtsamkeit von GM Bologan ausnutzen? Weiß am Zug!
Mit Moldawien bekommen wir in der 9. Runde einen schweren Gegner zugelost. Das Match gegen die Nummer 45 der Setzliste verspricht ein ganz knappes zu werden, da beide Teams an jedem (!) Brett ungefähr gleich viele Elopunkte haben. Die Nummer 1 Moldawiens ist seit langem der Supergroßmeister Viktor Bologan (2655), vor zwei Jahren hatte er sogar 2730 Elo. In der Eröffnung überraschte er mich mit dem Wolga Gambit, dieses Gambit spielte Bologan seit zwei Jahren nicht mehr, nachdem er in Biel 2012 zwei Partien - gegen Carlsen und Nakamura verloren hatte. Nach einer Abtauschkombination sah es so aus, als ob die Partie ins Remis verflachen würde, doch durch den unachtsamen Zug 20...Tfc8 konnte ich Druck aufbauen, der in einen Bauerngewinn mündete und später zum Sieg führte.
Auf Brett 2 musste sich David leider dem sehr stark aufspielenden GM Svetushkin (2547), Eloperformance von 2809, geschlagen geben sowie Peter Schreiner auf Brett 3 gegen IM Hamitevici (2467). Andreas Diermair konnte auf Brett 4 gegen GM Sandulaec (2397) ein Endspiel mit Mehrbauer erreichen, das der moldawische Großmeister jedoch Remis halten konnte, 1,5:2,5.
David konnte mit einer schönen Kombination klaren Vorteil erreichen! Weiß am Zug!
In Runde 10 trafen wir auf Algerien, die ihren stärksten Spieler GM Haddouche (2508) pausieren ließen. Damit waren wir noch deutlicher Favoriten und wurden dieser Aufgabe mit einem 3,5:0,5 Sieg vollkommen gerecht. Mein Gegner FM Bengherabi spielte gegen Caro Can schon zweimal in diesem Turnier die 2-Springer Variante und ich überraschte ihn mit dem relativ seltenen 3...Sf6. In dieser für ihn unbekannten Stellung orientierte er sich schlecht und nach 10 Zügen war die schwarze Stellung schon vorzuziehen. Diesen Vorteil konnte ich langsam aber sicher vergrößern und verwerten.
Diese Stellung spielte ich in der letzten Runde gegen GM Matamoros. Welchen Zug spielte ich mit Weiß?
Nach einem weiteren Ruhetag, der hauptsächlich zur Entspannung und Vorbereitung genutzt wurde, stand die letzte Runde am Programm. Unser Gegner hieß Ecuador, die Nummer 73 der Setzliste. Das Match begann sehr gut für uns. Wir standen an keinem Brett schlechter und hatten auf Brett 1 und 2 klaren Vorteil. An den hinteren beiden Brettern wurde zwischen Zug 30 und 40 das Remis unterschrieben. Doch gerade in den letzten Zügen vor der Zeitkontrolle verflüchtigte sich der klare Vorteil von David. Wie es so oft in solchen Situationen passiert, merkt man das am Brett erst zu spät und versäumt es rechtzeitig, auf Remis umzuschalten. Auch diese Partie kippt immer mehr zu Gunsten des Ecuadorianers, der das Endspiel Springer gegen Läufer gut spielt und gewinnt.
Sehr schade für David, der besonders in den ersten acht Runden fantastisches Schach gespielt hat und mit den unglücklichen Niederlagen in Runde 9 und 11 unter seinem Wert geschlagen wurde.
Auf Brett 1 gelingt mir gegen GM Matamoros (2525) ein gute Partie, in der Eröffnung konnte ich einen Bauern gewinnen und diesen Vorteil dann sicher im Turmendspiel verwerten, 2:2.
Im Endergebnis steht ein 62. Rang, aber ein halber Punkt mehr in der Schlussrunde hätte den 42. Rang bedeutet. Das Schweizersystem ist in dieser Beziehung erbarmungslos. Mit meinem Einzelergebnis bin ich sehr zufrieden: 8 Siege, 1 Remis und 2 Niederlagen sind ein tolles Ergebnis, nach Punkten sogar das Drittbeste auf Brett 1.
Mit einem Elogewinn von 12,5 Punkten sollte ich in der September-Eloliste wieder unter den TOP 100 sein.
Gratulationen auch an das österreichische Damenteam mit IM Eva Moser, WFM Veronika Exler, WFM Katharina Newrkla, WFM Julia Novkovic und Lisa Hapala sowie ihrem Trainer IM Mario Schachinger , die durch einen 3,5:0,5 Schlussrundensieg gegen die starken Indonesierinnen den 42.Platz belegten.
Natürlich möchte ich auch den Siegern gratulieren, bei den Damen gewann Russland vor den Favoriten aus China und der Ukraine.
Bei den Herren gewann China, ein absoluter Überraschungssieger, souverän mit 2 Mannschaftspunkten Vorsprung auf den Vizeolympiasieger Ungarn und den drittplatzierten Indern. Besonders möchte ich dem ungarischen Team gratulieren und meinem Mannschaftskollegen bei Maria Saal GM Richard Rapport, der mit 5,5/9 und besonders mit seinem starken Finish einen wichtigen Beitrag zu dieser Silbermedaille leistete.
Ergebnisse und Statistiken finden Sie hier.
Alle Fotos sind von Walter Kastner.
Lösungen und Österreicher Partien
Schacholympiade Tromsö Runden 5-8
Nach einer gut gespielten Partie hätte Andreas Diermair hier eine große Chance gehabt! Weiß am Zug!
In der 5. Runde spielten wir gegen die starken Weißrussen. Ich traf auf GM Sergej Zhigalko (2678). Wir spielten schon fünf Partien gegen einander. Bei vier Remis habe ich eine Partie verloren. Es entstand eine scharfe Variante aus dem Zwei-Springerspiel. Beim World Cup im Vorjahr konnte ich gegen Ivan Popov in dieser Variante gewinnen. Doch Sergej hat eine kleine Verbesserung vorbereitet, er spielt ohne Te1. Dieser kleine Unterschied offenbart sich dann im 17.Zug, ich kann Te1 nicht mit Te8 beantworten, weil d4 kommen würde. Deswegen muss ich in ein Endspiel mit Minusbauer gehen. GM Zhigalko spielt dieses Endspiel sehr stark und gewinnt eine schöne Partie. An Brett 2 erhält David eine sehr gute Stellung nach der Eröffnung gegen GM Alexandrov. Danach spielt David sehr kraftvoll weiter und baut seinen Vorteil immer weiter aus. Durch eine kleine Ungenauigkeit im Endspiel kann sich GM Alexandrov (2595) in ein remisliches Turmendspiel, Turm gegen Turm und h und f Bauer, retten. Auf Brett 3 verteidigt Robert ein Caro Can Endspiel und erreicht gegen GM Kovalev (2532) ein Remis.
Andreas spielt schon in der Eröffnung mit h4 recht aggressiv und erreicht eine sehr gute Stellung gegen GM Stupak (2514). Im 37. Zug, mitten in der Zeitnotphase ergibt sich dann die ganz große Chance. Leider findet Andreas den richtigen Zug nicht. Die Stellung ist immer noch vorteilhaft und Andreas kämpft noch bis zum 78.Zug; doch endet diese Partie ebenso Remis. Die zweite unglückliche 1,5:2,5 Niederlage.
Mein Gegner GM Sadorra startet noch einen Verzweiflungsangriff! Wie pariert Weiß diesen am Besten?
Nach der traditionellen Bermuda-Party und dem darauffolgenden spielfreien Tag ging es gut erholt in die 6. Runde und das Match gegen die Philippinen. Da der beste Philippine So Wesley (2755) in Zukunft für die USA spielen wird, traf ich auf Brett 1 auf GM Sadorra Julio (2590). Mein Gegner überraschte mich mit Königsindisch 7...ed4. Mit 10.Kh1 bin ich von meinen bisherigen Partien in dieser Variante abgewichen. Doch mein Gegner opferte einen Bauern und spulte seine Züge immer noch á tempo ab. Dunkel konnte ich mich an eine ältere Analyse erinnern und erreichte eine bessere Stellung. Wenig später opferte ich den Bauern zurück, um einen Angriff am Königsflügel zu erhalten. In der Zeitnotphase stellte mein Gegner noch einige Tricks auf, doch konnte ich die Partie relativ problemlos gewinnen.
Am zweiten Brett spielte David Shengelia eine starke Partie und besiegt GM Gomez (2526) in schönem Stil. An Brett 3 erreichte Robert Kreisl gegen die Schachlegende GM Torre (2438) durch mutiges Spiel großen Vorteil, doch eine Ungenauigkeit kurz vor dem 40. Zug führte zum Remis. Ein sicheres Remis erzielte Andreas Diermair auf Brett 4.
Peter Schreiner spielte eine gute Partie gegen den iranischen Großmeister! Wie setzte er mit Weiß hier fort?
In der 7. Runde trafen wir auf den Iran, in der Setzliste auf Rang 39, ganz knapp vor uns, gesetzt. Es war ein knappes Match zu erwarten. Auf den ersten drei Brettern gab es ziemlich ausgeglichene Partien, die in drei Punkteteilungen mündeten.
Auf Brett 4 spielte Peter Schreiner gegen GM Golizadeh (2490) eine gute Partie. Nach der Eröffnung hatte er einen kleinen Vorteil, gerade als es so aussah, dass Schwarz ausgleichen konnte, opferte Peter eine Figur. Die praktischen Probleme waren für GM Golizadeh am Brett nicht zu lösen und mit 36.de5 konnte Peter seinen Vorteil weiter vergrößern. 36.De5 wurde in der Partie gespielt und Schwarz konnte sich im Endspiel halten, 2:2.
David Shengelia ist als kreativer Spieler bekannt! Welchen überraschenden Zug spielte er in dieser Stellung mit Schwarz?
Die Runde 8 bringt uns mit Peru mit einem Eloschnitt von 2619, fast hundert Punkte höher als der von Österreich, einen sehr schweren Gegner. Auf Brett 1 spiele ich mit Weiß gegen GM Julio Granda Zuniga (2663). Getreu seinem Still lenkt er die Partie sofort in unbekannte Bahnen. In dieser Stellung opfere ich sofort mehrere Bauern und bekomme eine große Initiative und Schwarz steht nahe am Abgrund. GM Granda Zuniga zeigt, warum er für seine Zähigkeit berühmt ist und verteidigt sich glänzend. Die Mischung aus den guten gegnerischen Verteidigungszügen und meiner Zeitknappheit erweist sich als schrecklich. Ich verliere meinen Vorteil und schaffe es nicht mehr, rechtzeitig auf Remis umzuschalten. Nachdem ich einen Bauern verlor, spielte GM Granda Zuniga das Schwerfiguren-Endspiel hervorragend und lässt mir keine Chance mehr.
An Brett 2 spielt David gegen GM Cordova (2629) eine wilde Partie. Nachdem David gut aus der Eröffnung kommt, vergrößert er seinen Vorteil, doch kurz vor der Zeitkontrolle opferte GM Cordova die Dame und bekommt Vorteil im Endspiel. David verteidigt sich gut und die Partie endet im Dauerschach.
Robert spielt eine gute Partie gegen GM Cori (2630), die im 42.Zug mit Remis endet. An Brett 4 verteidigt Peter gegen GM Cruz (2553) lange eine schlechtere Stellung, doch muss er sich schließlich dem GM geschlagen geben, 1:3.
Alle Ergebnisse und Statistiken finden Sie hier.
Alle Fotos sind Walter Kastner.
Lösungen und Österreicher Partien
Najdorf Festival in Warschau
Vom 14.7 bis 20.7 werde ich beim internationalen Miguel Najdorf Schach Festival in Warschau mitspielen.
Im A-Turnier, über 2200 Elo, sind derzeit 96 Spieler gemeldet. Das Teilnehmerfeld verspricht mit 18 Spieler über 2600 und 37 über 2500 ein spannendes Turnier.
Es wird jeden Tag um 17Uhr gespielt. Dienstag und Donnerstag gibt es eine Doppelrunde und eine zusätzliche Partie um 10 Uhr, die letzte Runde beginnt Sonntag ebenfalls um 10 Uhr. Die Partien werden live übertragen.
Als Nummer 8 der Setzliste freue ich mich auf starke Gegner, interessante Partien und ein gutes Turnier.
Eröffnungsvideodreh in Hamburg
Vom 30.6 bis 5.7 war ich zu Gast bei der Firma Cisha in Hamburg. Ich habe für ihre Website eine Serie über die Slawische Eröffnung aufgenommen, die in Kürze erscheinen wird.
Als zwischendurch ein bisschen Zeit war, drehten wir auch ein paar Videos in der Serie Geschwätzblitz. Bei dieser Form spielt man in der chess24 playzone Blitzpartien gegen beliebige User und kommentiert sie gleich nebenbei. Eines dieser Videos finden Sie auch in meiner Videogalerie.
Swiss Rapid Masters
Am 9. Juni fand in Pfäffikon, in der Schweiz, das dritte Swiss Rapid Masters statt. Die ausgezeichnete Organisation rund um die Familie Georgiadis lockte über 100 Teilnehmer, darunter auch 10 GM mit einer Elozahl von über 2600 an. Der 1. Preis ist traditionellerweise ein kostspieliges Rennrad.
Nach 9 spannenden Runden gewann GM Andrei Volokitin mit 8 Punkten und nimmt das Rennrad mit nach Hause. Den 2.Rang belegte GM Daniel Fridman. In diesem erlesenen Feld landete ich mit 7 Punkten am 4.Platz. Einen Platz hinter Schnellschachexperten und Weltmeister Rustam Kasimdzanov. Die Nummer 1 der Setzliste GM Arkadi Naiditsch landete mit 6,5 Punkten am 7.Rang.
In der Schlussrunde spielte ich eine wichtige Partie gegen den Weltmeistschaftskandidaten und ehemaligen Nummer 3 der Welt, GM Arthur Jussupow.
Wie konnte ich in dieser Stellung gewinnen?
Den Endstand finden Sie hier.
2700 Schnellschach Elo
Zum ersten Mal 2700 überschritten
Im Normalschach entfernte ich mich im letzten Jahr ein bisschen von 2700, von 2680 auf 2627. Obwohl die Richtung seit den Schlussrunden der deutschen Bundesliga, sowie der französischen TOP 12 Liga mit Plus 12 Elopunkten wieder stimmt. Im Schnellschach hingegen ging es immer stetig bergauf.
Alle Schnellturniere verliefen gut, so konnte ich beim World Cup im Schnellschachtiebreak gewinnen, bei der Europameisterschaft spielte ich lange Zeit um den 1. Platz mit und konnte trotz einer Schlussrundeinniederlage ein kräftiges Eloplus verzeichnen. Die 7,5 aus 8 beim Kärntner Aktivcup brachten mir noch 4 Elopunkte und damit konnte ich in der Schnellschach Juni-Liste mit 2701 die 2700 Schallmauer zum ersten Mal durchbrechen. Mit 2701 Elopunkten liege ich in der Schnellschachweltrangliste auf Platz 40.
In diesem Monat stehen noch zwei wichtige Schnellschachturniere am Programm. Am 9. Juni die Swiss Rapid Masters und ab 15. Juni die Schnellschach WM in Dubai, an der die gesamte Weltspitze, inklusive Magnus Carlsen teilnimmt.
Bundesliga Finale in Eppingen
Die zentrale Schlussrunde der deutschen Bundesliga gibt es seit zwei Jahren und hat jetzt schon ein besonderes Flair und kann getrost als Saison Highlight bezeichnet werden. Mein Verein die SG Solingen befand sich vor diesem Wochenende auf dem 6.Platz und unser Ziel war es, diesen zu verteidigen.
Am ersten Tag spielten wir gegen unseren Reisepartner aus Trier, ich spielte mit Schwarz gegen den ungarischen Großmeister Viktor Erdos. Er ist dafür bekannt, wie viele seiner Landsleute ein äußerst sicherer Spieler zu sein und mit kontrollierter Offensive zu spielen. Wir bekamen eine Variante aus der symmetrischen Englischen Eröffnung aufs Brett. GM Erdos überraschte mich mit dem Zug 10.Lc6. Ich verbrauchte viel Zeit, während mein Gegner noch in der Vorbereitung war. Nichtsdestotrotz konnte ich das Gleichgewicht halten und in einem Damenendspiel das Remis absichern. Den Wettkampf gewannen wir mit 6:2.
Am Samstag spielten wir gegen die sehr starken Mülheimer, der frischgebackene Europameister Motylov spielte nur an Brett 2. An Brett 1 spielte ich gegen den 27er GM David Navara aus Tschechien. In der Partie hatte ich mit Schwarz gar keine Probleme und verpasste im 21.Zug eine sehr gute Möglichkeit, danach war nicht mehr als ein Remis drin.
In der letzten Runde spielten wir gegen Wattenscheid und ich bekam es mit dem russischen GM Rustemov zu tun. Wir folgten lange einer Partie Aronian gegen Giri. Danach hatte ich immer leichten Vorteil, den ich in ein Mehrbauern-Endspiel umwandeln konnte. Nach 6,5 Stunden Spielzeit stand am Sonntag um 16:30 mein Sieg und der Mannschaftssieg fest. Damit konnten wir den 6.Platz verteidigen.
1.Bundesliga in St.Veit an der Glan
1.Bundesliga Österreich
Die Schlussrunden der 1.Bundesliga fanden in St. Veit an der Glan statt. Der SC MPÖ Maria Saal kam in der stärkst möglichen Aufstellung zu diesem wichtigen Event.
In der 8.Runde spielten wir im Kärntner Derby gegen Wolfsberg. Lange Zeit sah es nach einem sicheren Sieg für uns aus. IM Mario Schachinger gewann eine gute Partie am sechsten Brett und alle anderen standen zumindest ausgeglichen. Doch dann verlor GM Rainer Buhmann durch einen Fehler in Zeitnot gegen WGM Eva Moser, die sich in guter Form befindet und Richtung 2500 marschiert. Es kam noch schlimmer. GM Marko Tratar kam in einem anfangs ausgeglichenen Endspiel gegen IM Vladimir Hresc in eine schwierige Position und musste ebenso aufgeben. Am zweiten Brett konnte der ungarische Spitzengroßmeister Richard Rapport wenigstens noch ein 3:3 retten.
In der 9.Runde und 10.Runde gewannen wir gegen die Mannschaften Tschaturanga und Baden souverän.
In der Schlussrunde stand das Match gegen den Serienmeister aus Jenbach an. Am ersten Brett musste ich mit Schwarz gegen GM Volokitin spielen. Ich überraschte ihn mit der Berliner Verteidigung. Er wählte eine Variante, die er zuvor noch nie spielte. Im Mittelspiel hat GM Volokitin die Initiative, diese konnte ich aber neutralisieren und im Endspiel stand ich leicht besser. Doch durch den starken Zug 36.Sg5 gleicht Weiß aus und die Partie mündet in ein ausgeglichenes Turmendspiel. Durch Siege an allen Weißbrettern und Remisen an den Schwarzbrettern schließt SC Maria Saal die Saison mit einem 4,5:1,5 Kantersieg ab und dieser macht den bitteren 4.Platz ein wenig süßer.
Alle Ergenisse und detailierte Statistiken
Europameisterschaft 2014
Vom 2.März bis 15.März fand in Yerevan die Einzeleuropameisterschaft statt. Daran nahmen 259 Teilnehmer aus ganz Europa teil, darunter auch fünf Österreicher. Betreut wurden die Kaderspieler, neben mir nahmen noch Robert Kreisl, Mario Schachinger und Peter Schreiner teil, wie üblich bei solchen Veranstaltungen vom österreichischen Nationaltrainer GM Zoltan Ribli. Mein Ziel war es natürlich, einen der ersten 23 Plätze zu belegen und mich damit für den Worldcup zu qualifizieren. Wie die Erfahrungen der vergangenen Jahre gezeigt haben, braucht man dafür 7,5 Punkte oder wie es in Schachspielerkreisen heißt +4 (Vier mal öfter gewinnen als verlieren). Doch es war klar, dass dies keineswegs leicht wird, da ich nur als Nummer 43 ins Rennen ging und insgesamt 72 Spieler mit einer Elozahl von über 2600 am Start waren.
Der Auftakt verlief denkbar ungünstig, nach einer ruhigen Caro Can Eröffnung übernahm ich als Schwarzer langsam die Initiative, doch um den 30 Zug herum wählte ich ein zu riskantes Springermanöver. Mit dem sehr starken Zug g4 konnte der Russe Kozlitin meinen Springer ins Abseits verbannen. Trotz hartnäckigem und langem Widerstand musste ich im 91.Zug aufgeben.
Von diesem Rückschlag ließ ich mich aber nicht entmutigen und kämpfte mich mit drei Siegen in Serie gegen FM Poghosian, IM Berchtenbreiter und GM Babujian wieder zurück auf den Qualifikationskurs. In der 5.Runde spielte ich gegen den ehemaligen Weltklassespieler GM Rafal Vaganian. Diese hochinteressante Partie endete nach beiderseitigen Chancen mit Remis.
Danach bekam ich GM Huzman zugelost. Der langjährige Sekundant von Boris Gelfand ist eröffnungstheoretisch top vorbereitet. Trotzdem kommt er mit Nachteil aus der Eröffnung, aber mit genauer Verteidigung schafft er es, die Partie ins Remis Turmendspiel zu lenken. Die erste Turnierhälfte überstanden, mit +2 und noch guten Qualifikationschancen ging es in den spielfreien Tag.
Neben Vorbereitung und Erholung stand auch ein Ausflug nach Echmiadzin mit Empfang Katholikos, dem Oberhaupt der Armenisch Apostolischen Kirche am Programm.
Gut erholt spielte ich in der 7. Runde gegen den jungen Spanier GM Anton Guijarro David. In der Eröffnung konnte ich mir durch den Abtausch seines schwarzfeldrigen Läufers einen positionellen Vorteil verschaffen. Durch Ungenauigkeit vor dem 40. Zug und besonders mit dem Fehler im 40.Zug verschlechtert sich meine Gewinnstellung sukzessive und wird zu einer Verluststellung. Im entstehenden Endspiel spielte der spätere Vizeeuropameister genau und realisiert seinen Vorteil.
Zurück auf +1 spielte ich in Runde acht gegen den georgischen GM Paichadze Luka, eine Bogoindische Eröffnung führt dann zu einer Carlsbaderstruktur. Ich habe die ganze Partie über Vorteile, doch im Turmendspiel mit einem Mehrbauern hält mein Gegner Remis.
Die nächste Runde bringt mir mit IM Quparadze ebenfalls einen Georgier. Mein Gegner ist mir im bisherigen Turnierverlauf schon durch sein schnelles Spiel aufgefallen. Er verbraucht meistens nur 10-25 Minuten (inklusive 30 Sekunden pro Zug) seiner Bedenkzeit für die ganze Partie. In unserer Partie bekomme ich mit Schwarz schnell leichten Vorteil, doch mein Gegner verteidigt sich gut im Endspiel und im 59. Zug einigten wir uns auf ein Remis. Die Restbedenkzeit betrug 5 Minuten meinerseits, während seine Uhr noch eine Stunde und 37 Minuten anzeigte.
Gegen Stukopin, ein 20 Jähriger Russe, spielte ich in der 10.Runde. Er wollte mich mit dem Albinsgegengambit überraschen, doch ich kannte mich recht gut aus und folgte bis zum 17.Zug der Empfehlung von Boris Avrukh in seinen 1.d4 Repertoire Büchern. Danach überlegte ich 30 Minuten an dem richtigen Zug 18.Lf5! mit dazugehörigem Plan 20.Sd5!. Im 30.Zug gab mein Gegner schließlich mit Minusturm auf.
Die Schlussrunde bescherte mir mit IM Ashot Nadanian nicht nur einen groß aufspielenden Armenier. Er war auch schon als Sekundant für GM Levon Aronian und GM Wladimir Kramnik tätig. Die Partie schien ruhig anzulaufen, Slawische Abtauschvariante, doch schon nach wenigen Zügen gossen wir beide Öl ins Feuer und es entstand eine wilde Stellung, in der Nadanian mich mit der neuen Idee 12.h4 überraschte. Ich fand am Brett ein gutes Gegenmittel und brachte meinen König mit langer Rochade in Sicherheit, während der weiße König in der Mitte blieb. Danach öffnete ich mit e5 die Stellung und Weiß musste die Segel streichen. Damit landete ich mit 7 Punkten am 42.Platz. Die Worldcupqualifikation habe ich damit aber leider um einen halben Punkt verpasst. Aber es gibt ja noch eine EM 2015, um sich für den World Cup zu qualifizieren.
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